Ergebnisse geophysikalischer Arbeit in Gadara (Jordanien)
Am 15. und 16.9.1999 wurden geoelektrische Testmessungen in Umm Qais durchgeführt, um die Möglichkeit künftiger geophysikalischer Untersuchungen an diesem Ort zu erkunden. Die Messungen fanden im Auftrag und in der Verantwortung des deutschen Grabungsteams von Umm Qais (Claudia Bührig, Leitung Prof. Dr. Adolf Hoffmann) statt und wurden ausgeführt vom Biblisch-Archäologischen Institut der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (Patrick Leiverkus, Mathematiker, Erich Lippmann, Geophysiker, Prof. Dr. Dr. Dieter Vieweger). Bei den Untersuchungen wurden – entsprechend der vorgegebenen archäologischen Fragestellungen – zwei verschiedene geoelektrische Meßmethoden angewandt: zwei Kartierungen, die auf die Erkundung der Fläche ausgerichtet waren und eine Tiefensondierung mit der Schlumberger-Konfiguration.
Die Kartierung (I.) wurde westlich des Monumentaltors im Nordosten des sogenannten Teichs (I.1) und etwas entfernt, östlich des Tores beiderseits der heutigen Teerstraße (I.2) durchgeführt. Im ersten Fall stand die Erkundung des nordwestliches Abfalls der Senke vor dem Monumentaltor, im zweiten die antike Bebauung im heutigen Olivenhain im Blickpunkt des Interesses.
Die Tiefensondierung (II.) sollte westlich des Monumentaltors, etwa in der Mitte des so genannten Teichs, die Bodenbeschaffenheit testen.
I. Kartierung
Kartiert wurde in 20m Quadranten, die allerdings z.T. zueinander versetzt und in einem Fall nur zur Hälfte ausgeführt wurden. Die Einzelmessungen erfolgten in einem Abstand von 1m in x- und in y-Richtung. Im Bereich I.1 ergab sich rechts aufgeführtes Widerstandsbild.
Der nordöstliche Abfall der Senke westlich des Monumentaltores, der häufig als Teich interpretiert wird, ist tatsächlich auch bei der auf eine Tiefe von ca. einem Meter fokussierten Prospektion (Auslage von einem Meter) nachweisbar. Der zunächst von Nordost nach Südwest verlaufende Abbruch wechselt im prospektierten Bereich seine Richtung und verläuft schließlich nach Süden bzw. Südwesten. Innerhalb der Senke variieren die Meßwerte wenig und lassen auf einen homogenen Erdbereich schließen. Der oberflächennah anstehende Fels im westlichen Bereich zeichnet sich in gleicher Weise deutlich ab.
Nördlich und südlich der heutigen Teerstraße sind signifikante Widerstandsdifferenzen auszumachen, die es nahelegen, hier mit Steinkonstruktionen zu rechnen, die aufgrund Ihrer geradlinigen Erstreckung und relativ scharf abzugrenzenden Linien auf von Menschenhand geschaffenes Mauerwerk hindeuten. Südlich der Straße ist mit einer ca. 2m dicken Mauer in west-östlicher Richtung zu rechnen. Nördlich davon (im Bild vom heutigen Straßenverlauf gestört) ist eine Baustruktur mit rechtwinklig zueinander stehenden Wänden zu vermuten. Über eine bauliche Anbindung dieser Struktur zur südlich der Straße gelegenen Mauer ist keine Aussage zu treffen. Östlich von dieser Baustruktur schließt sich eine weitere Mauer an.
II. Tiefensondage
Die Elektrodenkonfiguartion bei der Tiefensondage wurde nach Schlumberger gewählt. Aus den gewonnenen Daten läßt sich bei 1,8% Abweichung ein Schichtenmodell errechnen, das folgende Spezifikation aufweist.
Aus diesem Befund läßt sich schließen, daß am Meßpunkt in einer Tiefe von ca. 5,60 m unterhalb der heutigen Oberfläche von einer signifikanten Veränderung der Bodenbeschaffenheit auszugehen ist, die als Übergang der Füllschichten der Senke zum anstehenden Felsen gedeutet werden kann. Der sehr hohe spezifische Widerstand in der obersten Erdschicht ist auf seine starke Austrocknung zu dieser Jahreszeit zurückzuführen.
Die durchgeführten Messungen waren – wie bereits erwähnt – Testmessungen, die neben der sachlichen Erkundung ausgewählter archäologischer Fragestellungen vornehmlich der Erprobung der geoelektrischen Erkundungen im Bereich von Umm Qais dienten. Um die Möglichkeiten der geolektrischen Prospektion in Umm Qais zu entfalten, sollten bald ausgedehnte Bereiche des antiken Ortes prospektiert werden. Neben weiteren Kartierungen und Tiefensondierungen in der Schlumberger-Konfiguration wird zukünftig auch die Tomographie eine wichtige Rolle spielen können.